Sport

Regen verhagelt die Bilanz der Elmloher Reitertage

Die 72. Elmloher Reitertage wurden begleitet von vielen starken Regengüssen und Parkplatz-Problemen. Rolf Sünderbruch, Vorsitzender des Kuratoriums für Pferdesport, erklärt im Interview, inwieweit es das Turnier beeinflusst hat und zieht eine Bilanz.

Rolf Sünderbruch, Vorsitzender des Kuratoriums für Pferdesport, muss nach den Reitertagen eine negative Bilanz ziehen - aber nur für den wirtschaftlichen Bereich.

Rolf Sünderbruch, Vorsitzender des Kuratoriums für Pferdesport, muss nach den Reitertagen eine negative Bilanz ziehen - aber nur für den wirtschaftlichen Bereich. Foto: Ralf Masorat

Wie fällt ihr Fazit nach den vier Turniertagen aus?
Das Wetter war überhaupt nicht gut dieses Jahr, das hat natürlich an vielen Stellen stark belastet. Aber wenn wir auf den Dressurbereich gucken, finde ich, war das Wetter der beste Beweis dafür, dass sich die Investitionen in die Sandplätze vor fünf Jahren wirklich gelohnt haben. Selbst die starken Regengüsse waren nach etwas 15 bis 20 Minuten schon wieder verkraftet.

Die Prüfungen mussten nicht unterbrochen werden... Die Qualität der Prüfungen hat unter dem Regen nicht gelitten. Das zeigen die starken Ergebnisse in der Qualifikation für den Nürnberger Burg-Pokal am Sonntagnachmittag. Die Plätze zwei bis fünf hatten noch so viele Punkte, dass sie theoretisch zu den vier besten der sich qualifizierenden Zweitplatzierten gehört hätten. Daraus kann man die Quintessenz ziehen, dass das Niveau sehr hoch war, was da an Sport geboten wurde - und das geht auch nur auf Top-Plätzen. Der Dressursport war in diesem Jahr ganz klasse, das zeigen auch die enormen Erfüllungsquoten bei den Nennungszahlen. Wir hatten teilweise eine Quote von 100 Prozent.

Nicht nur Siegerin Emma Kanerva auf Bond Girl überzeugte im Nürnberger Burg-Pokal. Im Dressurviereck gab es viele starke Leistungen.

Nicht nur Siegerin Emma Kanerva auf Bond Girl überzeugte im Nürnberger Burg-Pokal. Im Dressurviereck gab es viele starke Leistungen. Foto: Ralf Masorat

Auch der Springplatz sah bis zum Ende sehr gut aus ...

Da ist es so, dass wir auf dem Hauptspringplatz die Situation haben, dass er ein starkes Gefälle hat. Dieses bringt für die Reiter besondere Herausforderungen mit sich. Es führt aber auch dazu, dass Starkregen schnell oberflächlich abläuft. Der Platz hat eher ein Problem mit lang anhaltendem seichten Landregen, weil der dann einzieht und diesen aufweicht. Der Platz wurde dann noch mal besser, als wir angefangen haben, ihn zu besanden. Da wurde die Aufnahmefähigkeit noch einmal verbessert, so dass er bis zum Großen Preis gut bis sehr gut zu bereiten war. Schade war, das muss ich ehrlich sagen, dass die Erfüllungsquote beim Großen Preis sehr gering war mit nur 15 Startern. Aber das Barrierespringen war große Klasse, wir brauchten mehrere Stechen, bis wir den Sieger hatten. Und auch die Höhe der letzten Barriere mit zwei Metern war toll.

Was war ihr persönlicher Höhepunkt?

Das war Lisa Röckener. Ich bin tief beeindruckt und habe tiefen Respekt vor der Leistung, die diese junge Frau da abgeliefert hat. Das war eine große Performance und sie zeigt, was sie geleistet hat in der Arbeit mit den Pferden. Da kann ich mich nur vor verneigen vor dieser Leistung und ich habe mich unheimlich gefreut, dass sie da war.

„Wir haben schon so viele Probleme in den letzten Jahren gemeistert, da lassen wir uns nicht von einem ordentlichen Regenschauer aus der Bahn werfen, garantiert nicht.“

Rolf Sünderbruch

Doch es gab sicherlich auch Höhepunkte im negativen Sinne, oder?

Wir haben in den neun Jahren, in denen ich das jetzt mache, noch nie so schwere Rahmenbedingungen gehabt. Vor allem natürlich beim Parkplatz. Ich bin super stolz auf mein Treckerteam. Sie saßen bis nachts um halb zwei auf dem Trecker und haben die Leute rausgezogen. Neben unserem eigenen Maschinenpark haben wir Landwirte angerufen und um Hilfe gebeten - und die sind gekommen. Ebenso wie das THW aus Bremerhaven. Ich möchte mich bei allen Zuschauern bedanken, dass sie sich trotz der widrigen Bedingungen auf den Weg gemacht haben. Zudem bitte ich bei allen Besuchern und Teilnehmern um Nachsicht für die Unannehmlichkeiten, aber wir haben uns ganz viel Mühe gegeben und, denke ich, auch einen Bombenjob gemacht, um mit diesen Rahmenbedingungen irgendwie noch klarzukommen.

Gibt es Möglichkeiten, im kommenden Jahr den Parkplatz anders vorzubereiten, um das Festfahren zu verhindern?

Das Problem ist natürlich, dass das eigentlich Grünland ist, das uns nicht gehört, das wir nur angepachtet haben. Da darf man natürlich keine Hackschnitzel und auf gar keinen Fall Schotter auffahren, weil man das natürlich auf einer Weide nicht gebrauchen kann. Deswegen ist uns das nicht möglich. Statistisch wird es im nächsten Jahr aber ein Bombenturnier, bei dem wir gegen den Staub Wasser fahren müssen.

Aufgrund der Witterungsverhältnisse mussten zahlreiche Autos und Transporter am Wochenende vom Parkplatz geschleppt werden.

Aufgrund der Witterungsverhältnisse mussten zahlreiche Autos und Transporter am Wochenende vom Parkplatz geschleppt werden. Foto: Arnd Hartmann

Stehen am Ende dennoch schwarze Zahlen?

Nein, das können wir nicht schaffen. Wenn man sich vor Augen führt, dass wir fast ein Drittel weniger Zuschauer hatten, dann kann man sich ausrechnen, was das für ein Problem ist. Das konnte man auch am Sonntag beim Großen Preis sehen - die Ränge waren nur zur Hälfte gefüllt. Es war für jeden zu erkennen, dass es deutliche weniger Zuschauer waren. Wir hatten sonst so 23.000, 24.000 oder 25.000 Besucher, jetzt waren es ungefähr 15.000. Das sind zu wenig, um den Beitrag, den die Eintrittsgelder nun mal haben - und das ist ein erheblicher Teil des Budgets - zu bringen.

Sind die Kosten durch das Wetter noch gestiegen?

Wir haben 40 Kubikmeter mehr Hackschnitzel gehabt, haben über 20 Kubikmeter Sand aufgebracht auf den Platz. Dazu haben wir zusätzliche Leute gebraucht, die gefahren sind - das kostet alles. Und auch eine große Zahl von kleineren dreistelligen Beträgen summieren sich zu einem Problem auf.

In diesem Jahr kamen deutlicher weniger Zuschauer.

In diesem Jahr kamen deutlicher weniger Zuschauer. Foto: Arnd Hartmann

Man muss sich durch das Minusgeschäft aber keine Sorgen um den Fortbestand der Reitertage machen? Wir haben schon so viele Probleme in den letzten Jahren gemeistert, da lassen wir uns nicht von einem ordentlichen Regenschauer aus der Bahn werfen, garantiert nicht. Das werden und müssen wir jetzt lösen, aber es ist nun mal so, dass ein solches Turnier nie mit großen Überschüssen gerechnet ist und man dann mit den Problemen irgendwie umgehen muss.

Am Sonntag haben alle Zuschauer des Nürnberger Burg-Pokal fast den Großen Preis verpasst. Nur das Stechen stand noch aus. Wird das Programm im nächsten Jahr entzerrt, damit die Besucher alle Höhepunkte mitnehmen können?

Das waren die beiden Top-Prüfungen in den beiden unterschiedlichen Sportbereichen. Das werden wir im Review des Turniers auf der Agenda haben. Da müssen wir gucken, wie wir das ermöglichen können, wenn wir schon solche Highlights in Elmlohe haben, dass die Besucher auch beides anschauen können.

Mareike Scheer

Reporterin

Mareike Scheer ist gebürtige Bremerhavenerin und hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Medien und Kommunikation studiert. Seit Juli 2019 arbeitet sie in der Sportredaktion der NORDSEE-ZEITUNG und ist Expertin für Eishockey und Reitsport.

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