In der 72. Auflage des Turniers tritt mit Steffen Engfer ein Reiter des RFSP Sieversen in seine Fußspuren. Der 44-Jährige feierte am Sonntagnachmittag die Titelverteidigung im Großen Preis zum Abschluss der Elmloher Reitertage - und konnte sein Glück kaum fassen. Nachdem im vergangenen Jahr sein Kindheitstraum wahr geworden war, folgte nun sogleich der zweite Streich.
„Es ist ein Hammer, diesen Erfolg bestätigen zu können“, jubelte Engfer. Doch richtig realisiert, dass er der erste seit Gerd Wiltfang ist, dem dieses Kunststück gelang, hatte er unmittelbar nach seinem Husarenritt noch nicht. „Das ist der Wahnsinn. Es ist einfach wieder ein Traum, muss ich ehrlich sagen. Wir waren die letzten Wochen schon ganz gut drauf, es hat immer nicht ganz zum Sieg gereicht - und irgendwann ist man dran. Man spürt das auch.“
Volles Risiko im Stechen
Dem Sieg hat er sich bis zum perfekten Moment aufgespart. Als erster von nur drei Reitern ging Engfer ins Stechen und ging volles Risiko. Hohes Tempo, enge Wendungen und nach nur 30,27 Sekunden rauschte er mit seinem 15-jährigen Wallach Dapardie über die Ziellinie.
Damit hatte das Duo den kommenden Paaren eine große Aufgabe gestellt, doch Engfer musste noch auf dem Abreiteplatz zittern. Als zunächst Rene Dittmer (RV Harsefeld) mit Donald einmal und danach Takashi Shibayama Haase (Equestrian Sport-Club) mit Karamell M & M zweimal rissen, entlud sich die Freude. Engfer sicherte sich 5.000 Euro Preisgeld, insgesamt ist der Große Preis mit 20.000 Euro dotiert.
„Ich musste volles Risiko gehen, weil ich zwei Reiter im Nacken hatte, wo man weiß, dass die es auch immer schaffen können. Ich glaube, mein Pferd mag den Platz hier richtig gerne, fühlt sich hier wohl und ich selber reite hier auch unwahrscheinlich gern. Es ist für mich etwas Besonderes und man ist vielleicht einen Tick konzentrierter als auf anderen Turnieren“, erklärt Engfer, der seit Kindheitstagen in Elmlohe am Start ist. Seine Eltern haben einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Pensionsstall in Rosengarten vor den Toren der Hansestadt Hamburg bewirtschaftet und haben ihm das Pferdevirus quasi in die Wiege gelegt.
Nur 15 Reiter im Großen Preis am Start
„Man denkt schon das Wochenende darüber nach, wie man sich top vorbereitet für den Großen Preis. Wenn es dann immer so ausgeht, ist es natürlich der absolute Wahnsinn“, betont der Springreiter. „Wir sind heute Morgen nochmal ausgeritten, da hat er sich schon super angefühlt. Und er merkt, wann es wichtig ist. Er spürt die Atmosphäre auch.“
„Das ist der Wahnsinn. Es ist einfach wieder ein Traum, muss ich ehrlich sagen.“
Das Starterfeld war in diesem Jahr allerdings deutlich kleiner als gewohnt. Nur 15 Reiter stellten sich dem S***-Springen. Im vergangenen Jahr waren es allein 14 Reiter, die es mit einer Nullrunde ins Stechen geschafft hatten. Ein Grund dürfte sein, dass auch am Sonntag immer wieder starke Regengüsse über dem Turnierplatz niedergingen. Auch die Zuschauerränge waren deutlich spärlicher gefüllt als gewohnt, nachdem es am Samstag noch sehr voll gewesen war. So gering waren die Besucherzahlen beim Großen Preis selten zuvor. Auf dem ganzen Gelände sammelten sich nach den vielen Regenschauern Pfützen, Gummistiefel waren das Accessoire der Stunde, - doch die Reitplätze hielten stand.
Und dem Siegerpaar scheint das ohnehin nichts auszumachen, setzten sie sich doch auch im vergangenen Jahr bereits bei strömendem Regen durch. „Es ist uns vielleicht lieber, als wenn es zu warm ist. Natürlich reiten wir alle lieber im Trockenen, aber es hat uns nicht beeinträchtigt. Der Parcours war gut gestellt, der Boden hatte sich gut erholt. Es war für alle ein fairer Sport“, so Engfer.
Wiltfang-Rekord ist wohl einer für die Ewigkeit
Dass die Konkurrenz kleiner ausfiel, dürfte ihm egal sein. Sein Kunststück, als erster auf den Spuren von Wiltfang zu wandeln, schmälerte das keinesfalls. Der Weg ist allerdings noch ein überaus langer. Nicht nur, dass Wiltfang insgesamt zwölfmal triumphierte, zwischen 1973 und 1976 siegte er viermal in Folge und 1979 gelang ihm noch einmal eine Titelverteidigung. Daran dürften sich alle die Zähne ausbeißen - auch Steffen Engfer.