Bremerhaven

Stefan Gwildis begeistert im TiF mit Stimmakrobatik und ganz viel Soul

Ein Sänger zum Anfassen und auf Augenhöhe: Stefan Gwildis erscheint nicht unnahbar auf der Bühne, sondern kommt durch die Seitentür ins Theater im Fischereihafen, begrüßt per Handschlag Gäste - und liefert dann ein begeisterndes Soul-Konzert ab.

Stefan Gwildis spielt Gitarre und singt in ein Mikrofon, im Hintergrund spielt Tobias Neumann am Flügel.

Gelegentlich mit Gitarre, aber vor allem mit großer Stimmkraft beeindruckte Soulman Stefan Gwildis im Theater im Fischereihafen. Ihn begleiteten Tobias Neumann am Flügel und ein Streichquartett. Foto: Oberstech

Stefan Gwildis, der deutsche Soulman Nummer 1 aus Hamburg, verkündet zu Beginn: „Ich will es bunt!“ Das Publikum im Theater im Fischereihafen (TiF) ist sofort auf Betriebstemperatur und klatscht begeistert mit. „Bunt“ ist auch der Titel seines neuesten Albums, dessen Titel am Sonntagabend im TiF im Mittelpunkt stehen.

Das Besondere: Gwildis ist nicht mit Band angereist, sondern mit einem Streichquartett (Mona Burger und Anna Behrens Violine, Zofia Zakrzewska Viola, Hagen Kuhr Cello) und seinem langjährigen Arrangeur Tobias Neumann am Flügel. Die eher ungewöhnliche Besetzung erzeugt auch ohne Bass und Schlagzeug den für die Soulmusik so wichtigen Groove und bietet Gwildis den nötigen Raum, um mit seiner vielseitigen Stimme zu brillieren. Der Sänger gibt auf der Bühne den Gute-Laune-Bär mit Silberlocken und das Publikum frisst ihm aus der Hand. Schon beim zweiten Lied schnippst der ganze Saal mit den Fingern und singt mit: „Mach die Musik so laut du kannst!“

Von der Sandpapier-Stimme zum Hahnenschrei

Stefan Gwildis wurde 2003 mit seinen Interpretationen von Soulhits bekannt, denen er neue deutsche Texte verpasste. Der Klassiker „Ain’t she sweet“ wird bei ihm zu „Sie ist so süß, wenn sie da liegt und schläft.“ Bei „Sie lässt mich nicht mehr los“ (Original: „Me and Mrs. Jones“ von Billy Paul) wird der weiße Soulman im TiF zum wahren Stimmakrobaten: Gwildis gurrt wie eine Taube, schnalzt mit der Zunge, zerreibt die Töne wie auf Sandpapier und schluchzt betörend ins Mikro, um am Ende fröhlich wie ein Hahn zu krähen. Daneben imitiert er mit dem Mund ein komplettes Schlagzeug und glänzt mit jazzigem Scatgesang.

Auch textlich ist Stefan Gwildis äußerst vielseitig und kreativ. Während es beim Soul im Original meistens um Liebe und Eifersucht geht, singt Gwildis auch von der Naturkraft des Meeres („Mein Meer“), gegen den Krieg („Wem bringt das was?“) und in „Papa will da nicht mehr wohn’“ (Original: „Papa Was A Rolling Stone“, Temptations) über die jüngste deutsche Geschichte. Wolfgang Borcherts Gedicht „Ich bin der Nebel“ hat er zu einer melancholischen Ballade vertont.

Publikum hält es nicht auf den Sitzen

Aber zu viel Melancholie ist auch nicht gut. Mit „Bilder unserer Galerie“ dreht Gwildis wieder auf, um zu schmachtenden Geigen im Stile Barry Whites („Oh Baby“) von der Kraft der Erinnerungen zu erzählen. Bei den Zugaben steht der ganze Saal und geht begeistert mit. Mit seiner Version von Otis Reddings Hit „Sitting on the dock of the bay“ schickt Stefan Gwildis ein zufriedenes Publikum nach Hause. (ech/mcw)

Otto Oberstech

Freier Mitarbeiter

Otto Oberstech ist als freier Mitarbeiter für den Nordsee Medienverbund bestehend aus Nordsee-Zeitung, Kreiszeitung Wesermarsch und Zevener Zeitung tätig. Seine Berichte finden sich unter diesem Autorenprofil gesammelt wieder.

0 Kommentare
Newsletter NEWSLETTER
Alle wichtigen Nachrichten und die interessantesten Ereignisse aus der Region täglich direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Mit Empfehlung aus der Redaktion.
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
nach Oben