Dass er gerne Dichter wäre, soll der große Heinz Erhardt schon als Kind festgestellt haben - allerdings im Hinblick auf seine nassen Windeln und mit einem kleinen D, also einem d, geschrieben. Wie auch immer, ich bin froh, dass er tatsächlich Dichter geworden ist.
Ich kann Eduard Mörickes „Frühling lässt sein blaues Band“ fehlerfrei aufsagen, habe schon manchen anerkennenden Blick dafür eingeheimst, dass ich die ersten drei Strophen von Edgar Allan Poes „Der Rabe“ drauf habe, und mein erstes Taschengeld habe ich als kleiner Steppke damit verdient, dass ich die Hände in die Hosentaschen schob und das Gedicht vom dummen kleinen Dickzuviel herunter rappelte - kaum war es vollbracht, zückten die Verwandten, die mein Publikum darstellten, bereitwillig ihre Portemonnaies.
Wie komme ich da jetzt darauf? Weil ich kürzlich diesen kleinen Vers aufschnappte: „Damit wir sehen, was wir hören, erfand Herr Braun die Braunschen Röhren.“ Ganz schön gewitzt, dachte ich mir, kam aber nicht darauf, von wem die Zeilen wohl stammen. Dabei kann es nur einer sein, und der war es auch, wie eine kurze Googel-Abfrage ergab: Heinz Erhardt natürlich.
Ich gebe es zu, von allen Gedichten liebe ich seine am meisten. Zum Beispiel das vom Ritter Fips, der sich in voller Rüstung zu weit über die Brüstung seines Schlosses lehnt. Oder auch die Verse über den Ritter Kunibert, dem keine andere Wahl bleibt, als seine Frau - „ihr Mund war breit, ihr Hals war lang, und es klang schaurig, wenn sie sang“ - über den Haufen zu schießen. Unvergessen die fade Made, die hinter eines Baumes Rinde nach dem Kinde ruft. Oder auch - „das Meer ist weit, das Meer ist blau“ - das schöne Gedicht vom Kabeljau.
Unbedingt wissen sollte man, auch angesichts des oftmals wirklich schlechten Fernsehprogramms, wie das Gedicht von Herrn Braun und seinen Röhren weitergeht. Nämlich so: „Wir wär‘n Herrn Braun noch mehr verbunden, hätt‘ er was anderes erfunden.“