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Tier des Jahres 2024: Lunestedter gibt Tipps für das kleine Igel-Paradies

Das Tier des Jahres 2024 ist nachtaktiv, hat mehrere Tausend Stachel und trägt den lateinischen Namen Erinaceus europaeus. Naturschützer Hermann Kück aus Lunestedt weiß, was der kleine Kerl gern mag und wie man ihm beim Überwintern helfen kann.

Hermann Kück mit einem ausgestopften Igel aus seiner Sammlung im Dorphuus Lunestedt.

Hermann Kück mit einem ausgestopften Igel aus seiner Sammlung im Dorphuus Lunestedt. Die echten liegen ihm natürlich besonders am Herzen. Foto: Jan Iven

Dafür, dass sie so klein sind, können Igel ganz schön viel Krach machen. „Manche Leute glauben erst mal, dass sie ein Wildschwein im Garten haben“, sagt Naturschützer Hermann Kück aus Lunestedt. Nicht zuletzt die Paarungszeit kann bei den kleinen Säugetieren ziemlich geräuschintensiv ausfallen und soll auch schon den einen oder anderen Polizeieinsatz ausgelöst haben.

Wie bedroht ist der Igel eigentlich?

Doch der Igel hat es auch sonst nicht ganz einfach. Und deswegen wurde er von der Deutschen Wildtierstiftung zum Wildtier des Jahres 2024 gewählt. „Der Igel ist nicht vom Aussterben bedroht, aber er droht immer wieder, auf die rote Liste der bedrohten Arten zu rutschen“, sagt Hermann Kück.

Ein Igel hat bis zu 7000 Stachel. 

Erstaunlich und längst nicht allen Leuten bekannt: Ein Igel hat bis zu 7000 Stachel. Foto: Jan Iven

Mit der Wahl zum Tier des Jahres ist er damit auch sehr einverstanden. „Der Igel ist ein wichtiger Teil des ökologischen Kreislaufes und hält unter anderem Schnecken aus dem Garten fern“, sagt Kück.

Genau genommen steht der Igel auf der Vorwarnliste und könnte auf die nächste Stufe als „gefährdet“ höhergestuft werden, wenn der Mensch ihm weiter das Leben schwer macht. Die beiden größten Probleme für den Igel: gepflegte Gärten und eine intensive Landwirtschaft, sofern sie keine Rücksicht auf die Natur gibt.

„Die Leute möchten am liebsten einen englischen Rasen im Garten haben“, sagt Hermann Kück. Doch dort finden viele Tiere, so auch der Igel, weder Unterschlupf noch Nahrung. „In jedem Garten kann man etwas für den Igel tun“, sagt Kück.

Wo fühlt sich der Igel so richtig wohl?

Wichtig sei es, einige Bereiche möglichst naturnah zu belassen. „Einfach mal Sträucher und Blätter in den Ecken liegen lassen“, schlägt der Naturschützer vor. Dann entsteht ein Biotop für Regenwürmer, die Hauptnahrung der Igel. Auch Raupen, Schnecken und Spinnen fühlen sich dort wohl, die ebenfalls auf dem Speiseplan stehen.

Abgeschnittene Sträucher und altes Laub mag der Igel sehr, um nach Nahrung zu suchen und einen Platz für seinen Winterschlaf einzurichten. 

Abgeschnittene Sträucher und altes Laub mag der Igel sehr, um nach Nahrung zu suchen und einen Platz für seinen Winterschlaf einzurichten. Foto: Jan Iven

Vor allem sind die Laubhaufen aber auch wichtig, damit die Igel einen Platz zum Überwintern finden. Von November bis in den April schaltet er in seinem Winterquartier auf Sparflamme, um die nahrungsfreie Zeit zu überstehen.

Was tun mit einem abgemagerten Igel?

Doch was kann man tun, wenn ein Igel aus dem Winterschlaf erwacht? Ausgewachsene Tier wiegen im Idealfall 900 Gramm zu Beginn des Winterschlafes. Gefüttert werden können sie mit Katzenfutter oder ungewürztem Rührei sowie Hackfleisch. Hilfe für abgemagerte Tiere gibt es bei der Igelpflege in Osterbruch bei Otterndorf.

Hermann Kück hat dem Igel ein kleines Haus auf seinem Grundstück gebaut.

Hermann Kück hat dem Igel ein kleines Haus auf seinem Grundstück gebaut. Foto: Jan Iven

Auf seinem großen Grundstück in Lunestedt hat Hermann Kück ein kleines Igel-Paradies geschaffen. Nicht nur lagert er zahlreiche alte Sträucher an den Wegen. Auch das herabgefallene Herbstlaub lässt er größtenteils einfach liegen. „Manche Leute denken, dass ich faul bin. Aber das soll so sein“, sagt Kück und lacht. Ein wenig wild darf ein Garten schon sein. Außerdem hat er ein kleines Haus gebaut, in dem sich immer wieder ein Igel einnistet.

Was können Landwirte für den Igel machen?

Auch die moderne Landwirtschaft macht es dem Igel nicht gerade einfach. „Früher gab es große Randstreifen an den Feldern. Heute bewirtschafte die Bauern jeden Quadratzentimeter“, sagt Hermann Kück. Die Folge: Dem Igel und vielen anderen Arten wird der Lebensraum immer mehr eingeengt. Wobei Kück die Schuld nur begrenzt den Landwirten geben möchte. „Es musste mehr Förderung geben, damit die Ränder von Feldern natürlich bleiben“, sagt er.

Gerade im ländlichen Raum seien die Randstreifen ein wichtiges Biotop für unzählige Tiere, worauf Kück immer wieder aufmerksam macht. Selbst den Grünstreifen vor seinem Haus am Straßenrand mäht er nicht, damit dort noch das eine oder andere Insekt ein Zuhause findet.

Immer wieder finden sich auch tote Igel am Straßenrand, die vom Straßenverkehr überrollt wurden. „Da kann man leider nicht viel machen. Dass der Igel Straßen überqueren muss, zeigt aber schon, dass sein Lebensraum immer enger und das Nahrungsangebot immer knapper wird“, sagt Kück.

Neuste Gefahr für Igel sind Mähroboter, die zu schlimmen Verletzungen führen können. Wichtig ist es, die Geräte nur tagsüber zu verwenden, da Igel nachtaktiv sind. Insgesamt macht die Wahl zum Tier des Jahres nicht ohne Grund auf die schwierige Situation des Igels aufmerksam.

Welches sind die Lebewesen des Jahres 2024?

Zum Vogel des Jahres wurde der Kiebitz gewählt. Baum des Jahres ist die Mehlbeere. Die Grasnelke ist die Blume des Jahres.

Wie ist die Igelhilfe erreichbar?

Der Verein Igelhilfe im Landkreis Cuxhaven ist erreichbar in der Dorfstraße in Osterbruch. Tel. 0160 957 98 061

Jan Iven

Reporter

Jan Iven stammt aus Hamburg und ist seit 2023 bei der NORDSEE-ZEITUNG. Der Reporter hat Politik und Journalismus in Leipzig studiert. Unterwegs ist er vor allem in Beverstedt und Hagen. Als Norddeutscher liebt er die Schiffe, das Meer und den Hafen.

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