Bremerhaven

Straße anders nutzen: Plaudern statt parken in Geestemünde

In San Francisco fing alles an: 2005 haben Menschen Parkflächen für einen Tag in Spielflächen oder Grün verwandelt. 17 Jahre später macht Bremerhaven am Freitag erstmals beim „Parking Day“ mit. Die Initiatoren des Denkanstoßes haben es schwer.

Blick in umgenutze Parkfläche.

Parking Day: So schön kann man einen Parkplatz an der Grashoffstraße in Geestemünde nutzen, finden Michael Ring (links) und Ralf Neemann. Foto: Arnd Hartmann

Immer mehr Menschen stellen sich die Frage: Wem gehört der öffentliche Raum? Wie wollen wir ihn nutzen? Hunderte von Städten haben den „Parking Day“ etabliert. In New York hat sich der „Times Square“ sogar dauerhaft verändert - autofrei.

Michael Ring von der Stadtteilkonferenz Geestemünde hat Geschäftsinhaber in der Grashoffstraße gefragt, ob sie mitmachen und die freien Parkflächen vor den Geschäften für einen Tag gestalten. „Es sollte nie die ganze Straße gesperrt werden, sondern einzelne Parklücken“, erklärt er.

Am Ende waren es nur zwei Geschäfte. In der Buchhandlung Memminger dröhnt der Verkehr so laut, dass man bei geöffneter Tür kein Beratungsgespräch führen kann, sagt Leiterin Alexandra Köpping. Oft werde in der Straße in zweiter Reihe gehalten, es gebe Konflikte, besonders an Markttagen. Auch am Aktionstag musste die Buchhändlerin die Fläche gegen Parkwillige verteidigen - obwohl der riesige Konrad-Adenauer-Platz um die Ecke liegt.

Andere Nutzung ist viel lebenswerter

Ralf Neemann kennt den „Parking Day“ aus Berlin und findet ihn gut und zeitgemäß. Er hat die Parkfläche vorm Geschäft in eine gemütliche, grüne Sitzecke umgestaltet. Er findet, dass man einige Parkplätze wegnehmen und umgestalten sollte. „Das ist doch so viel lebenswerter“, sagt er. Seien Ware würde ohnehin geliefert und er stellt seinen Kunden private Parkplätze im Hof zur Verfügung.

Blick auf Parkplätze.

Vorher: Obwohl der große Parkplatz „Konrad-Adenauer-Platz“ gleich um die Ecke ist, wird direkt vor den Geschäften geparkt. Foto: Arnd Hartmann

Zum Umdenken anregen, weil eine Stadt, die weniger Automobil-dominiert ist, ruhiger, grüner, gesünder und lebenswerter ist, will Michael Ring.

Das Wetter hat der Aktion allerdings übel mitgespielt. Wegen der Sturmgefahr wurde am Nachmittag abgebrochen. Es bleibt fraglich, ob der kleine Denkanstoß bei Passanten und Autofahrern angekommen ist.

„Alte Bürger“ sagt Aktion ab

Wegen der schlechten Wettervorhersage findet der „Parking Day“ in der „Alten Bürger“ am Sonnabend nicht statt. Das hat Quartiersmeister Jens Rillke bekanntgegeben. Die Aktion soll nicht nachgeholt werden.

Die Mobilitätswoche: Dienstag, 14 Uhr: Inklusive Radtour für alle mit und ohne Behinderungen. Start: Bahnhof Lehe. Anmeldung beim ADFC. Mittwoch, 14 Uhr: Mobilitätstraining mit Bremerhaven Bus, Columbusstraße, Anmeldung: (0471) 3003501. Donnerstag: 7:30 Uhr, Aktion Geisterradler, Polizei, ADFC und Verkehrswacht machen auf Gefahr aufmerksam, Kennedybrücke. 18:30 Uhr, Abschlusskonzert auf dem Tunnelberg, Livemusik von Muckezieren auf der Lastenradbühne.

Maike Wessolowski

Reporterin

Maike Wessolowski wurde in Remscheid geboren. Die ausgebildete Reiseverkehrskauffrau und Reporterin lebte und arbeitete in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, bis sie 2018 in Bremerhaven festmachte. An der Region schätzt sie: Menschen, Maritimes, Möglichkeiten.

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