Bremerhaven

Nach schwerem Busunfall: Sohn des Unfallopfers mit ergreifendem Appell an Gaffer

Die gute Nachricht zuerst: Die Frau, die am Montag in Bremerhaven von einem Bus überrollt wurde, schwebt nicht in Lebensgefahr. Doch sie hat schlimme Verletzungen erlitten. Ihr Sohn richtet jetzt einen Appell an alle, die Bilder und Videos des Unfalls verbreiten.

Bei einem Unfall mit einem Linienbus wurde eine 71-jährige Frau am Montag in Bremerhaven schwer verletzt.

Bei einem Unfall mit einem Linienbus wurde eine 71-jährige Frau am Montag in Bremerhaven schwer verletzt. Foto: Iven

Tim R. ist der Schock nach dem Unfall seiner Mutter noch immer anzuhören. Die 71-Jährige wurde am Montag an der Kreuzung Lloydstraße/Bürgermeister-Smidt-Straße von einem Linienbus erfasst und überrollt. Sie liegt nach dem schlimmen Unfall im Koma, ihr musste ein Bein amputiert werden, eine weitere Operation steht an.

Videos und Bilder des Unfalls kursieren im Internet

Eigentlich hat Tim R. schon deswegen reichlich Grund zur Sorge. „Meine Mutter war immer viel unterwegs. Das wird nun alles anders werden.“ Wie es mit der 71-Jährigen weitergeht, kann noch niemand mit Sicherheit sagen. Doch statt sich mit ganzer Kraft um die Genesung seiner Mutter zu kümmern, muss er sich zusätzlich mit einer ganz üblen Sache herumschlagen: Rücksichtslose Gaffer haben den Unfall und dessen Folgen gefilmt und fotografiert. Bilder und Videos der schrecklichen Geschehnisse werden seit Montag in den sozialen Netzwerken verbreitet, finden sich bei Facebook in diversen Gruppen und auch bei Instagram.

„Furchtbar“, sagt Tim R.: „Die Leute, die so etwas machen, wissen nicht, was sie den Betroffenen damit antun.“ Jedes Video, jedes Bild sei wie ein weiterer Schlag ins Gesicht der Unfallopfer, aber auch all jener, die um das Leben und die Gesundheit ihrer Angehörigen und Freunde bangen.

Tim R. richtet sich direkt an die Gaffer, Fotografen und Filmer: „Bitte nehmt die Bilder und Videos aus dem Netz und hört auf, sie weiter zu verbreiten. Ihr schadet meiner Mutter, ihr schadet meiner Familie, ihr fügt anderen Menschen sehr viel Leid zu.“ Noch mehr Leid, als die 71-Jährige und ihre Familie ohnehin schon ertragen müssen.

Sohn hat Anzeige gegen Gaffer erstattet

Weil auch er fürchtet, dass ein Appell alleine wenig bringt, hat der Sohn am Dienstag bei der Polizei Anzeige erstattet. Denn, wer einen Unfall beobachtet, filmt oder fotografiert, gilt laut Gesetz als Gaffer. Gaffern drohen je nach Situation bis zu 1000 Euro Bußgeld – oder sogar eine Freiheitsstrafe. Fotos und Videos von einem Unfall anzufertigen, gilt als Straftat. Die Freiheitsstrafe für solche Taten kann bis zu zwei Jahre betragen.

Zeugen, die Hinweise zum Unfallgeschehen geben können, werden gebeten, sich bei der Polizei Bremerhaven unter der Telefonnummer 0471/953-3221 zu melden. Auch Hinweise zu den Erzeugern und Verbreitern besagter Videos und Fotos nimmt die Polizei unter dieser Rufnummer entgegen.

Dennis Paasch

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